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Die WerkBox³ zu Gast: Bio-Imkerei in Lettland

Mai 2017. Höchste Zeit, mal wieder den Blick in Sachen kreativem Selbermachen über München und auch die Landesgrenze hinaus zu erweitern. Nach unserer letztjährigen Mai-Tour nach Sankt Petersburg in Russland und dem Besuch einer Gemeinschaftswerkstatt (ein Bericht dazu findet sich hier auch auf unserem Blog) hat es Harald und mich in diesem Jahr nach Lettland verschlagen.

In der Mitte des Landes, fernab von Riga, der Hauptstadt des 2-Millionen-Landes, waren wir für 2 Wochen zu Gast bei Sandris auf seinem Hof Rogas in Lubeja, wo er seine Imkerei Kalnu Medus betreibt.

Lubeja war praktisch schon von der Landkarte verschwunden, bestand es doch lange Zeit eigentlich nur noch aus einer Bushaltestelle und einer Menge alter, verfallender Häuser.

verfallener ehemaliger Dorfladen in Lubeja

verfallener ehemaliger Dorfladen in Lubeja

Vor einigen Jahrzehnten war Lubeja noch ein lebendiger Ort mit einer bewegten Geschichte, dann haben Landflucht, Vertreibung und Tod der verbliebenen Einwohner ihr übriges getan.

Überhaupt ist es ein Ort, der ungewohnte Gefühle auslöst. Hier, nicht mal 80 km von der russischen Grenze am östlichen Rand der EU, bin ich auch nach Tagen immer noch fasziniert, wie fernab, naturbelassen und verlassen es sich hier anfühlt im Vergleich zu Deutschland und insbesondere Bayern und München. Wieviel Platz es hier gibt! Eine angenehme Landschaft völlig ohne Landwirtschaft und Industrie, dafür überall Häuserruinen, verlassene Gehöfte und Schotterpisten, die fast ganz ohne Verkehrszeichen auskommen. Dem einen oder anderen mag es trostlos erscheinen, aber mir kommt es vor wie ein „Neuland“ im besten Sinne, ein Paradies für Menschen mit Ideen.

Einer dieser Menschen ist Sandris, den ich 2011 in Transsilvanien bei einem Workshop im Rahmen des (inzwischen leider eingestellten) EU-Programms GRUNDTVIG kennengelernt habe.

2015 hat Sandris den Sprung ins kalte Wasser gewagt und sein Angestelltendasein in Riga gegen die Selbständigkeit als biologisch arbeitender Imker eingetauscht. Auf dem alten Hof seiner Tante richtete er im Laufe der Zeit in Eigenregie und mit Unterstützung von Bauern und Handwerkern aus der Gegend sowie einer EU-Gründerförderung das Wohnhaus wieder her und baute Arbeitsräume für seine Imkerei ein. Und setzte auch Lubeja wieder zurück auf die Landkarte!

Lehrscheune von Kalnu Medus in Lubeja

Lehrscheune von Kalnu Medus in Lubeja

Seit 2016 ist die Imkerei Kalnu Medus nun auch bio-zertifiziert. Und wirklich: eine naturbelassenere Umgebung kann ich mir für die rund 120 Bienenvölker in ihrem Fluggebiet von mehreren Kilometern Radius kaum vorstellen. Die fleißigen Bienen liefern leckeren Honig, aber auch Propolis (das gesunde Bienenharz), Pollen und Bienenbrot hat Sandris im Angebot. Seine Produkte vertreibt er im Moment noch hauptsächlich lokal im Hofverkauf, auf regionalen Märkten in der Region und sowie in Riga. Und er ist sogar jedes Jahr im Januar mit einem Stand auf der Grünen Woche in Berlin vertreten.

Darüber hinaus gibt Sandris sein Bienen-Wissen regelmäßig in Workshops an Kinder und Jugendliche weiter, die mit ihren Schulklassen für ein paar Stunden in der Imkerei vorbeischauen. So wird auch die jüngere Generation nachhaltig für das Thema Bienen sensibilisiert.

Genauso wenig, wie Sandris die Ideen für eine Erweiterung seines Betriebs nicht ausgehen, geht auch die Arbeit nie aus. Seit Anfang 2017 ist Sandris daher auch bei WWOOF Independents gelistet und freut sich über interessierte Helfer (WWOOFer – World-Wide Opportunities on Organic Farms), die ihn für kurze oder längere Zeit gegen Kost und Logis tatkräftig unterstützen möchten. Eine schöne Gelegenheit, was zu lernen, was Gutes zu tun und ein neues Land aus einer anderen Perspektive kennenzulernen.

 

Mehr Infos findet Ihr hier:

 

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